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Stadtgeschichte

1200 Jahre Munderkingen

Die Ersterwähnung Munderkingens fällt in das Jahr 792. Eine Urkunde im Archiv des Klosters St. Gallen nennt für dieses Jahr die "Munterichshuntare". Die Huntare war eine Verwaltungseinheit des fränkischen Reiches, die einen Verband von Kriegern (Hundertschar) oder von Landgütern meinen konnte.

Das habsburgische Munderkingen

Um das Jahr 1230 verliehen die Herren von Emerkingen der Siedlung das Stadtrecht.

Maßgeblich dürfte dafür die verteidigungstechnisch günstige Lage des Ortes in der Donauschleife oberhalb einer Furt über die Donau gewesen sein, weniger dagegen die Bedeutung Munderkingens als Handelszentrum, lief doch seit uralten Zeiten die Haupthandelsstraße in einiger Entfernung von der Stadt auf der Trasse der heutigen Bundesstraße 311.
Gegen Ende des 13. Jahrhunderts kam die Stadt durch Kauf an die Habsburger, bei denen sie bis zum Jahr 1805 verbleiben sollte. Die Habsburger verliehen der Stadt das alte Wappen ihrer Familie: den steigenden, bekrönten Löwen. Einen ersten Beleg für dieses Stadtwappen gibt ein Siegel aus dem Jahre 1286.

Der ungeliebte Pfandherr

Geldsorgen veranlassten die Habsburger wiederholt, ihre Besitzungen in Südwestdeutschland zu verpfänden.

Ende des 14. Jahrhunderts verpfändeten sie Munderkingen an die Truchsessen von Waldburg – für die aufstrebende Stadt eine Quelle langandauernder Auseinandersetzungen.
Munderkingen schloss sich mit den von dem gleichen Schicksal betroffenen Städten Saulgau, Riedlingen, Mengen und Waldsee zum Bündnis der "Donaustädte" zusammen.

Gemeinsam leistete man gegen die selbstbewussten Truchsessen Widerstand. Doch erst im Jahre 1680 gelang es den Städten, die Pfandschaft der Waldburger abzulösen und unter die direkte Herrschaft Österreichs zurückzukehren.

Die Blüte der Stadt

Im 15. und 16. Jahrhundert erlebte Munderkingen eine wirtschaftliche Blüte. Die Jahr- und Viehmärkte der Stadt machten Munderkingen zum Mittelpunkt der im Übrigen von der Landwirtschaft geprägten Gegend. Weithin waren die Munderkinger als "Roßtauscher" bekannt.

Diese Blütezeit lässt sich bis heute im Bild der Stadt erkennen. In jener Zeit entstanden die Stadtkirche, das stolze, aus Stein gebaute Rathaus sowie die Stadtbrunnen.

Das von vermögenden Bürgern gestiftete Spital nahm die Armen, Alten und Kranken der Stadt auf. Es erhielt im 16. Jahrhundert einen großen Neubau am Donauufer über der Stadtmauer.

Auf dem Marktplatz und an der Donaustraße entstanden hohe Bürgerhäuser. Stadtkirche und Kapellen wurden mit herausragenden Kunstwerken geschmückt.

Munderkingen evangelisch?

In der Reformationszeit entwickelte sich auch in Munderkingen eine protestantische Bewegung. Alle Ansätze der Bürger zu einem Übertritt zum Protestantismus wurden jedoch von den Stadtherren unterdrückt und der protestantischen Bewegung durch Reformen der Wind aus den Segeln genommen.

Munderkingen blieb in der Folgezeit eine vom Katholizismus geprägte Stadt. Es ist damit Teil der oberschwäbischen Kulturlandschaft, die vom Lech bis Donaueschingen und vom Bodensee bis Ulm reicht.

Stagnation nach dem Dreißigjährigen Krieg

Nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618 - 48) konnte die Stadt nicht mehr an ihre bedeutende wirtschaftliche Stellung im 16. Jahrhundert anknüpfen.

Die für den Verkehr günstiger gelegenen Orte Riedlingen und Ehingen überholten Munderkingen im Wachstum. Munderkingen blieb jedoch der zentrale Ort für das landwirtschaftliche Umland. Es verfügte daher über ein starkes Gewerbe, in dem auch seltene Berufe wie Büchsenmacher oder Uhrmacher vertreten waren.

Zahlreiche Handwerker konnten sich freilich nur durch einen landwirtschaftlichen Nebenbetrieb am Leben erhalten.

Munderkingen wird württembergisch

Mit dem Frieden von Preßburg 1805 kam Munderkingen an das Kurfürstentum und spätere Königreich Württemberg.

Ohne Rücksicht auf lokale Gegebenheiten führte Württemberg die schon von den Habsburgern seit der Mitte des 18. Jahrhunderts begonnene Modernisierung der Stadt fort. Die alte Vetterleswirtschaft wurde beseitigt und eine rechtsstaatliche Stadtverwaltung und Gerichtswesen eingeführt.

Seit den 1830er Jahren konnte die Stadt von einer langdauernden Konjunktur der Landwirtschaft profitieren. Die Munderkinger Jahr- und Viehmärkte wurden zu den bedeutendsten des weiteren Umkreises und sie sollten es bis heute bleiben.

Der Übergang ins Industriezeitalter

In jener Zeit gelang aus dem heimischen Handwerk der Aufbau moderner Industriebetriebe, die vor allem durch den Anschluss der Stadt an die Donaueisenbahn von Ulm nach Sigmaringen (1870) gefördert wurden. Die alte, handwerkliche Bürstenmacherei konnte von den Familien Menne, Necker und Mesch zu bedeutenden Fabriken ausgebaut werden.

Munderkingen verfügte dank der florierenden Jahrmärkte über zahlreiche Gastwirtschaften. Zwei von ihnen, die Gasthäuser Adler und Ochsen, erweiterten ihre hauseigene Bierbrauerei zu großen Brauereibetrieben.

Das alte Müllergewerbe an der Munderkinger Donau stieg um 1900 auf die Produktion von Elektrizität um. Munderkingen wurde zum Stromversorger eines weiten Umlandes.

Vom Elektrizitätswerk und Umspannwerk Munderkingen der Energieversorgung Baden-Württemberg wird bis heute die nähere Umgebung mit Strom versorgt. Die zugehörige Geschäftsstelle wurde von der EnBW 1999 nach Biberach verlegt.

Aus dem heimischen Schneiderhandwerk wurden 1872 die Firma Geschwister Burger sowie 1935 die Textilfabrik Alfons Falch gegründet. Die Geschwister Burger beschränkten sich dabei auf eine "Paramentenstickerei", d.h. auf die Fertigung von Fahnen sowie von Ornaten für den kirchlichen Gebrauch.

Sie zeigten damit den Weg, den die Munderkinger Industrie im 20. Jahrhundert nehmen sollte, nämlich die Konzentration auf hochspezialisierte Erzeugnisse, mit denen die eher verkehrsabgelegene Lage der Stadt ausgeglichen werden konnte.

So begann die Bürstenfabrik von Hahl seit 1960, sich auf die Herstellung von Kunstfasern (sog. Monofile) zu spezialisieren. Damit konnte bis heute der Erhalt und weitere Ausbau des Betriebes gesichert werden.

1954 siedelte sich am Bahnhof die Kugellagerfabrik "Neuweg" von Emil Deußen an, aus der sich 1976 die Firma Planetroll abspaltete.

Verwaltungsgemeinschaft Raum Munderkingen

Selbstbewusstsein und Eigenständigkeit bewies Munderkingen in der Zeit der Gemeindereform.

Gegen die Planungen der baden-württembergischen Landesregierung, die eine Eingemeindung der umliegenden Dörfer in die Stadt vorsah, setzte Munderkingen die Gründung einer "Verwaltungsgemeinschaft Raum Munderkingen" (1971) durch.

Damit wurde den kleineren Gemeinden des Umlandes die Selbstständigkeit erhalten. Die Verwaltungsgemeinschaft nahm 1973 ihre Arbeit auf.

Sie ist heute im ehemaligen Gasthaus "Ochsen" am Munderkinger Marktplatz beheimatet.

Munderkinger Persönlichkeiten

Abt Konrad Kneer (1592 - 1660)

Abt Konrad KneerKonrad Kneer steht stellvertretend für eine ganze Reihe von Munderkingern, die im Dienst der katholischen Kirche Karriere machten.

Mit 15 Jahren wurde Kneer in die Schule des Klosters Obermarchtal aufgenommen und trat dem Orden der Prämonstratenser bei. In den Wirren des Dreißigjährigen Kriegs erhielt er vom Kloster den Auftrag, die von den Protestanten zurückeroberte Pfarrei Adelberg zu betreuen. Inmitten eines evangelischen und feindlich gesinnten Umfeldes war dies eine höchst schwierige Aufgabe.

1632 kehrte er unter schwierigsten Bedingungen nach Obermarchtal zurück. Er überwachte dort die durch die Flucht des Konvents leerstehenden Klostergebäude. Zwei Jahre lang war er unter den Bedrückungen der fortwährenden Truppendurchzüge allein für den Gebäudekomplex zuständig.

Nach der Rückkehr des Konvents 1634 übernahm Kneer die Pfarrei Ammern bei Tübingen, wo er gleichfalls schwer unter den Kriegsfolgen litt und mehrmals körperlich misshandelt wurde. 1637 wählte ihn der Marchtaler Konvent zum Abt des Klosters.

Nach weiteren 11 Jahren Krieg erlebte Kneer noch den Frieden von Münster und Osnabrück 1648, nach dem er den Wiederaufbau des Klosters und der dem Kloster gehörigen Gebiete einleitete.

Das Kloster Obermarchtal maß Konrad Kneer nach seinem Tod 1660 geradezu den Status eines Schutzheiligen bei.

Eine offizielle Heiligsprechung gelang jedoch nicht. Das Kloster hat Kneer mit zahlreichen Bildern geehrt. Sebastian Sailer widmete 1771 seine Schrift "Das jubilierende Marchtal" zur Hälfte dem Abt Kneer..

Karl Borromäus Weitzmann (1767 - 1828)

Der Sohn eines preußischen Offiziers, den der Siebenjährige Krieg nach Munderkingen verschlagen hatte, wurde zu einem der Ahnväter der schwäbischen Dialektdichtung.

Über seine Dichtungen können mittlerweile auch die Munderkinger lachen, obwohl sie darin nicht immer gut wegkommen waren, doch die Engherzigkeit und die kleinen Verhältnisse der Stadt ein gefundenes Fressen für den Dichter. Schon in seinen ersten Schuljahren zeigte sich sein dichterisches Talent. Auch später, während einer Zeit auf dem Gymnasium Ehingen und Konstanz, erfreuten sich seine Mitschüler an seinen meist lustigen Gedichten.

Nach seiner Gymnasiumszeit studierte Weitzmann in Wien. Einige Jahre nach seinem Studium zog es ihn aber wieder in seine schwäbische Heimat zurück. Er erhielt in Ehingen eine Stelle als Rechtsanwalt. Hier blieb Weitzmann dann mit seiner Familie bis zu seinem Tode im Jahre 1828.

Weitzmann war in Munderkingen nicht immer beliebt, weil er sich in seinen schwäbischen Mundartgedichten oft über die Munderkinger lustig machte. Sein bekanntestes Gedicht ist das Belagerungslied. Es wird jedes Jahr an der Fasnet gesungen.

Karl Josef von Schmid (1832 - 1893)

Der als »Löwe von Munderkingen« gefürchtete Schmid schlug nicht die gesellschaftlich vorgegebene Laufbahn eines Priesters in der katholischen Kirche ein, sondern machte als Rechtsanwalt und Politiker Karriere.

Nach dem Abbruch des Theologiestudiums wechselte er zur Rechtswissenschaft und wurde 1861 Stadtschultheiß von Munderkingen. Seit 1868 vertrat er das Oberamt Ehingen im Landtag und seit 1871 auch im Reichstag. 1873 ging er in das württembergische Finanzministerium, wo er zum Beauftragten beim Bundestag in Berlin berufen wurde.

Der mit König Karl eng verbundene Schmid erlangte schließlich 1887 das Amt des Innenministers. Seiner Tätigkeit waren der Anschluss an die Donautalbahn (1870), der Bau des ehem. städtischen Krankenhauses (1890) sowie der Bau einer modernen Donaubrücke (1893) zu verdanken.

Texte zusammengestellt von Jörg Martin unter Verwendung der Arbeiten von Dr. Winfried Nuber